Während in früheren Zeiten teilweise, zumindest im Gespräch mit vertrauten Personen, unbefangen mit unfreiwilligem Harnverlust etwa beim Lachen und Niesen umgegangen wurde, kam später das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung gar nicht mehr vor. Jeder und jede einzelne Betroffene musste das Gefühl haben, an einem seltenen Stigma zu leiden. Das beeinträchtigt das Selbstwertgefühl. Es führt zu Ängsten und zum sozialen Rückzug, welcher von anderen Menschen möglicherweise als Zurückweisung und Desinteresse gedeutet wird, was wiederum zu noch stärkerer Isolation führt – ein Teufelskreis.
Glücklicherweise bricht das Tabu langsam auf. In Gesundheitsrubriken der Magazine und Tageszeitungen wird es behandelt, in normalen Supermärkten werden Einlagen für Blasenschwäche verkauft – Betroffene erkennen, dass sie mit diesem Problem nicht allein dastehen. So besteht die Chance, entspannter damit umgehen zu können und sogar Verbesserungen zu erreichen.
Inkontinenz kann Jede und Jeden treffen
Wenn der Mensch geboren wird, muss er die Kontrolle über seine Blase erst lernen. Voraussetzung dafür ist eine gewisse körperliche Reifung, der Zeitpunkttritt bei dem Einen früher und dem Anderen später ein. Obwohl Mädchen meistens früher diese Kontrolle erlangen, kann bei ihnen aufgrund der weiblichen Anatomie bei manchen sportlichen Betätigungen, wie zum Beispiel beim Trampolinspringen, die Blase eher überfordert sein. “Die weibliche Anatomie ist wohl nicht für das Trampolinsprüngen gemacht”, äußerte eine kluge Frau. Und auch nach Geburten kommt es bei vielen Frauen durch die Belastungen und die Dehnung des Beckenbodens oft zumindest vorübergehend zu leichter Inkontinenz.
In höherem Alter tritt Inkontinenz häufiger auf
Mit zunehmendem Alter verliert das Bindegewebe des Körpers an Elastizität und die Muskulatur wird allgemein schwächer. Das trifft genauso die Beckenorgane. Wenn der Beckenboden und die Schließmuskeln schwächer werden, wird man anfälliger für verschiedene Formen der Inkontinenz. Auch eine bei älteren Männern häufige Vergrößerung der Prostata kann Inkontinenz verursachen. Wegen der Sorge vor unkontrolliertem Harnabgang gehen dann manche Menschen “vorbeugend” zur Toilette. Dieses kann dazu führen, dass die Blase nicht mehr richtig trainiert ist, sodass sich zusätzlich eine sogenannte Dranginkontinenz entwickelt. Diese äußert sich darin, dass schon bei dem Gedanken an die Blasenentleerung oder beim nach Hause kommen ein schwer kontrollierbarer Harndrang auftritt.
Die gute Nachricht: Gegen Harninkontinenz und ihre Folgen kann man etwas tun
Soforthilfe: In allen Stärken und Größen gibt es spezielle Inkontinenzeinlagen und Slips in verschiedenen Formen für Frauen und Männer. Einlagen für geringe Blasenschwäche sind oft nicht länger und dicker als normale Slipeinlagen. Da sie jedoch meistens mit einem stark flüssigkeitsabsorbierenden Gel gefüllt sind und einen Wäscheschutz besitzen, können sie den Urin viel besser aufnehmen und auch Gerüche neutralisieren. Man kann wieder viel entspannter leben und lachen.
Blasen- und Beckenbodentraining: Wie alle anderen Muskeln können auch die Schließmuskeln und Beckenbodenmuskeln trainiert werden. Denn Muskeln bilden sich zurück, sobald sie nicht gefordert werden. Regelmäßiges Üben kann sowohl die Beckenbodenmuskulatur stärken als auch die Kontrolle verbessern – das gilt für Männer wie für Frauen. Viele Menschen tun sich aber schwer, die Arbeit dieser Muskeln wahrzunehmen. Dann hilft gezielte Physiotherapie dabei Übungen zu erlernen, die zu Hause selbstständig weitergeführt werden können.