Naturheilkunde. Naturheilverfahren

NaturheilkundeNaturheilkunde. Naturheilverfahren sind in der Lage, das Immunsystem zu stärken. Medizinisch gesehen entsteht eine Infektion durch die Überforderung des menschlichen Organismus bei der Abwehr von Viren und Bakterien. Die Naturheilmedizin bietet eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten zur Verbesserung der körpereigenen Immunabwehr.

Die physikalische Therapie ist eine der wichtigsten Säulen in der Naturmedizin. Sie fasst medizinische Behandlungsformen zusammen, die auf physikalischen Methoden beruhen. Unter anderem gehören hierzu Wärme, Gleichstrom, Infrarot- und UV-Licht, Wasseranwendungen sowie Massagen. Meist wird die physikalische Therapie von Heilpraktikern oder Physiotherapeuten durchgeführt, kann aber auch zu Hause angewendet werden. Darunter ist dann die Abhärtung durch Bewegung, Licht und frischer Luft zu verstehen, vor allem durch Kaltwasseranwendungen, die ein Gefäßtraining bewirken sowie Saunagänge.

Alle genannten Maßnahmen gehören zur Abhärtung und regen das körpereigene Immunsystem an. Zur Bewegungstherapie gehört Sport wie Rad fahren und schwimmen und die Atemtherapie. Auch Spaziergänge fallen unter diese Kategorie. Diese Bewegungsmöglichkeiten sollten an der frischen Luft durchgeführt werden, da dies die körpereigene Abwehr zusätzlich stärkt.

Bei Virusinfektionen und Herpes setzt die Naturheilmedizin auf die Ozontherapie, die das Immunsystem stimuliert. Des weiteren nutzt die Naturmedizin die Phytotherapie (Heilpflanzenkunde) zur Stärkung der körpereigenen Abwehr. Zudem werden in der Naturmedizin immunschwächende Faktoren wie Nikotin, Alkohol und psychischer Stress ausgeschaltet. Positiv beeinflusst auch das autogene Training das Immunsystem.

Phytotherapie (Pflanzenheilkunde)

Die Phytomedizin bezeichnet die Lehre der Verwendung von Heilpflanzen als Medikament. Hierbei werden die botanischen Aspekte der Heilpflanzen und ihr Anbau untersucht. Die Bereiche Pharmakologie, Pharmazeutik und Phytochemie beschäftigen sich mit pflanzlichen Drogen und der Eignung pflanzlicher Wirkstoffe als Arzneistoff in Medikamenten.

Die Pflanzenheilkunde gehört zu den ältesten medizinischen Therapien und wird in allen Kulturen der Welt angewendet. So werden auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin zum größten Teil Pflanzen und deren Bestandteile verwendet. In der reinen Phytotherapie werden oft Stoffgemische verwendet, da deren Wirkstoffe bisher unbekannt sind oder weil die bekannten Präparate eine gute Wirksamkeit haben.

Ein Teil der Phytotherapie besitzt eine naturwissenschaftliche Basis, die bei Vertretern der naturwissenschaftlichen Medizin und denen der Therapierichtung Phytotherapie Meinungsverschiedenheiten hervorruft, denn einzelne Wirkstoffe oder Präparate besitzen keinen Wirksamkeitsnachweis bzw. die Nebenwirkungen bleiben unbeachtet. Zu Konflikten kommt es auch, wenn die Ganzheitlichkeit der Präparate das Konzept des Wirkstoffes verdrängt. Die Phytotherapie bereitet die ganze Pflanze (Kraut) und deren Teile (Blüten, Blätter, Wurzeln) auf, was auf verschiedene Arten geschieht, beispielsweise als Aufguss, als Auskochung oder als Kaltwasserauszug. Auch als Frischkraut werden die Medikamente auf pflanzlicher Basis verwendet. Zudem gibt es auch eine Pulverisierung und eine Trockenstandardisierung.

Bei allen Zubereitungsarten spielt die Auslösungszeit eine besondere Rolle, denn bestimmte Stoffe lösen sich aus Pflanzen abhängig von der Zeit. So ist es bei der Zubereitung als Aufguss besonders wichtig, dass die Pflanzen bei geschlossenem Deckel ziehen bzw. auskochen, da sich bei diesem Vorgang besonders wirksame ätherische Öle bilden, die sehr flüchtig sind und sonst verloren gehen würden.

Für die Dosierung und die Zubereitung entsprechender Präparate ist aufgrund der Gefahr der tödlichen Vergiftung Expertenwissen notwendig. Die Erkenntnisse der Phytotherapie nutzen auch die Homöopathie und auch die Schulmedizin. In der Schulmedizin beruht die Verwendung jedoch nur auf pflanzlichen Wirkstoffen, die sich im Bereich von naturwissenschaftlich anerkannten Konzepten bewegt. In der Pharmakologie wird der hauptsächlich wirksame Bestandteil einer Pflanze in chemisch getrennter und gereinigter Form als Arzneistoff untersucht. Früher wie heute ist diese Nutzung von pflanzlichen Wirkstoffen sehr erfolgreich. Gegenüber Extrakten können pflanzliche Wirkstoffe Vorteile haben, wie z.B. die Verringerung von Nebenwirkungen. Zudem kann der Gehalt des Wirkstoffes in einem Medikament konstant gehalten werden und es besteht die Möglichkeit, die Wirkstoffe chemisch zu modifizieren und zu verbessern.

Das deutsche Sozialgesetzbuch beinhaltet anerkannte besondere Therapieformen. Derzeit werden hierunter die als Schulmedizin bezeichnete streng wissenschaftlich orientierte Medizin und drei besondere Therapierichtungen verstanden. Die drei Therapierichtungen sind Anthroposophische Medizin, Homöopathie und Phytotherapie. So dürfen bei diesen besonderen Therapierichtungen auch Arzneimittel verordnet werden, die keinen wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis besitzen.

Hydrotherapie

Unter der Hydrotherapie sind Behandlungen mit Wasser zu verstehen. Wasserbehandlungen sind seit Jahrtausenden ein Bestandteil der Badekultur, denn bereits die Griechen glaubten, dass Wasser eine Heilkraft besitzt. Die Römer bauten öffentliche Bäder, die sich zu Erholungs- und Gesellschaftszentren entwickelten.

Als Vater der Hydrotherapie gilt der römische Ehrenbürger Antonius Musa, der 23 v. Chr. den Kaiser Augustus mit kalten Bädern geheilt haben soll. Im 15. Jahrhundert wurde der Ruf der Hydrotherapie sehr geschädigt, da in dieser Zeit angenommen wurde, dass Infektionskrankheiten über das Wasser übertragen werden. Die Hydrotherapie lebte im 18. Jahrhundert wieder auf, wobei in Deutschland der Arzt Siegmund Hahn und dessen Sohn Johann Siegmund Hahn sowie Sebastian Kneipp zu den tatsächlichen Begründern der Wassertherapie zählen.

Damals hatte Kneipp Kaltwasserbehandlungen erfolgreich an sich selbst getestet. So stieg er, um seine Tuberkulose zu behandeln, täglich in die eiskalte Donau. Dieses Bad ergänzte er durch die Pflanzenheilkunde. Der Durchbruch der Hydrotherapie erfolgte durch Karl Friedrich Runge und Wilhelm Winternitz, die Wasser-Heilanstalten in Nassau, Österreich-Ungarn und Wien unterhielten. Bei der Hydrotherapie wird Wasser methodisch zur Behandlung von akuten oder chronischen Beschwerden verwendet. Zudem stabilisiert diese Therapie die Körperfunktionen und kann als Vorbeugung, Rehabilitation und Regeneration eingesetzt werden.

Der Temperaturreiz des Wassers, der Druck oder der Auftrieb wird hierbei als therapeutischer Reiz ausgenutzt. Verwendet wird das Wasser in allen drei Aggregatzuständen – Eis, kaltes/temperiertes/warmes Wasser und Dampf. Verwendet wird es in Formen von Waschungen, Wickeln, Auflagen und Kompressionen sowie Packungen, Güssen, Bäder (Teil- oder Vollbäder) mit oder auch ohne Zusätze sowie Sauna und Dampfbäder. Die Möglichkeiten der Behandlungsmethoden sind sehr vielfältig, wobei wohl das Wassertreten, bei dem der Patient in einem Becken mit kniehohem, kaltem Wasser watet, am Bekanntesten ist.

Auch die kneippschen Güsse, bei dem ein Wasserstrahl gezielt auf Arme, Beine, Rücken, Gesicht oder den ganzen Körper des stehenden Patienten gerichtet wird, sind sehr bekannt. Bei Druckstrahl- oder Blitzgüssen wird ein Wasserstrahl mit mittlerem oder starkem Druck bis 3 bar auf den Körper gerichtet. Bei Wickeln oder Packungen wird ein feuchtes Innentuch auf einzelne Körperstellen oder mehr als 50% der Körperoberfläche gelegt und mit einem trockenen Innen- und Außentuch abgedeckt. Die Abreibung wird eingesetzt, um die Durchblutung anzuregen. Hierbei wird ein feuchtes Tuch auf den betroffenen Körperteil gelegt und mit der Hand gerieben.

Bei einem Bewegungsbad werden im Wasser gymnastische Übungen durchgeführt. Eingesetzt wird diese Therapieform bei Wirbelsäulenerkrankungen oder auch bei Frakturen. Das kalte Wasser bei den Behandlungsmethoden bewirkt eine lokale Verengung der Hautgefäße und im Folgenden eine Gefäßerweiterung. Eine weitere Folge von Kaltwasserbehandlungen ist eine generelle Kreislauf- und Atemanregung. Die Anwendung von warmem Wasser hingegen führt zu einer Dilatation der Hautgefäße und einer verstärkten Durchblutung der Muskulatur.

Ayurveda

Ayurveda heißt soviel wie „Wissen vom Leben“ und meint eine 5.000 Jahre alte, traditionelle indische Heilkunst. Ayurveda ist eine ganzheitliche Heilkunde, die aus einer Kombination der Naturlehre und der Philosophie besteht. Sie zielt auf die physischen, mentalen, emotionalen und spirituellen Dinge ab, die für die menschliche Gesundheil notwendig sind.

Die Lehre des Ayurveda basiert darauf, den Körper und den Geist in Einklang zu bringen. In der Ayurveda spricht man dabei von verschiedenen Temperamenten oder Lebensenergien, den sog. Doshas. Zu ihnen gehört: Vata (Wind, Luft), Pitta (Feuer, Wasser) und Kapha (Erde, Wasser). Die Doshas kommen nach der ayurvedischen Lehre in jedem Körper vor, wobei meist ein bis zwei Doshas dominieren. In einem Körper, der gesund ist, befinden sich alle Doshas in einem harmonischen Gleichgewicht. Das Ayurveda hat zum Ziel, ernsthafte Erkrankungen zu vermeiden. Hierzu werden die Auslöser von Erkrankungen versucht zu verstehen und ungesunde Angewohnheiten abgestellt.

Die vielfältigen Behandlungsmethoden helfen vor allem dem Körper sich selbst zu helfen. Zu ihnen gehören z.B. Ölmassagen wie die vierhändige Synchronmassage und innere sowie äußere Reinigungsprogramme, Ernährungsprogramme und Ölgüsse. Der Begriff „Ayurveda“ kann in den meisten Ländern zusammen mit einer Berufsbezeichnung verwendet werden, ohne dass bestimme Voraussetzungen erfüllt sein müssen. In Indien hingegen müssen Ayurveda-Ärzte sechs Jahre lang studieren und ein Staatsexamen ablegen. In Deutschland gibt es Ayurveda-Institute, die nach indischen Maßstäben ausbilden.

Das vermittelte Wissen ist allerdings auf westliche Lebensbedingungen übertragen, was die Gefahr des Verlustes der Authentizität bedeutet. Es gibt auch Crashkurse, wobei man sich bereits nach einem Wochenendseminar „Ayurveda-Therapeut“ nennen darf. In der Praxis bieten diese Therapeuten jedoch nur ayurvedische Wellness-Massagen an. Ayurveda wird von vielen Wellness-Hotels und von vielen Kosmetikern angeboten.

Schmerztherapie

Die Erkenntnis, dass chronische Schmerzen einen eigenen Krankheitswert haben, führte bereits in den 1940er Jahren in den USA dazu, dass die erste Schmerzklinik gegründet wurde. In Deutschland wurden jedoch erst in den 1970er Jahren schmerztherapeutische Einrichtungen eingerichtet, wobei die erste Schmerzklinik an der Universität Mainz war.

Die ersten Schmerzpraxen, die auch von der Krankenkasse anerkannt wurden, eröffneten 1982 in Frankfurt am Main. Chronische Schmerzen können sich über einen unabsehbaren Zeitraum hinweg erstrecken. Für diese Schmerzen gibt es viele ursächliche und anhaltende Faktoren, die sich im somatischen, psychischen und sozialen Bereich befinden oder zumindest vermuten lassen. So muss eine Behandlung nicht nur die Behebung der Ursache sondern auch eine Linderung und Beseitigung der Folgen berücksichtigen.

Neben den organischen und darauf folgenden psychosozialen Veränderungen wird auch das gesamte Leben des Patienten in die Therapie mit einbezogen. Die Behandlung solcher Schmerzen erfolgt durch die Pharmakotherapie und physiotherapeutische Maßnahmen. In der Pharmakotherapie werden Opiate und Nicht-Opiat-Analegetika mit Co-Analgetika verwendet, die durch die Beseitigung der Noxe die Schmerzen aufheben. Anwendung finden hierbei Kortison, Spasmolytika und Nitrate aber auch weitere Medikamente, die in der Anästhesie eingesetzt werden, wie z.B. Lidocain, Mepivacain und Bupivacain, die die Entstehung bzw. die Weiterleitung eines elektrischen Impulses hemmen. Mit steigender Konzentration des Lokalanästhetikums können die vegetativen, die sensiblen und die motorischen Nerven blockiert werden. Zur Überbrückung von kurzen aber sehr schmerzhaften Zuständen wird der Patient auch unter Vollnarkose gesetzt, dem sog. künstlichen Koma.

Bei den physiotherapeutischen Maßnahmen werden sensible Nerven der Haut behandelt. So werden hier beispielsweise warme Umschläge auf die Bauchhaut gelegt, um so eine Entspannung des Darms herbeizuführen. Den sensiblen Nerven sind innere Organe zugeordnet (Headsche Zonen), sodass bei Schmerzen an inneren Organen auch Schmerzen in der zugeordneten Zone auftreten können. Bestimmte Massagetechniken wie die Reflexzonenmassage nehmen Einfluss auf die zugeordneten inneren Organe. Eine Massage fördert die Durchblutung und führt so zu einer Entspannung der Muskulatur und zu einer Linderung der Schmerzen. Zudem führt eine vermehrte Durchblutung dazu, dass die Substanzen, die bei einem Gewebeschaden die Schmerzen auslösen, schneller abtransportiert werden.

Zum Einreiben werden oft auch ätherische Öle eingesetzt, da diese durchblutungsfördernd, muskelentspannend und schmerzlindernd wirken. Eine weitere Maßnahme ist die Thermotherapie, die Elektrotherapie und auch die bekannte Akupunktur.

Schrothkur

Die Schrothkur geht auf den Fuhrmann Johann Schroth zurück und ist ein Naturheilverfahren, bei dem es Trink- und Trockentage gibt. Zugeschrieben wird sie der Traditionellen Europäischen Medizin und wird in zahlreichen europäischen Kurkliniken wie dem anerkannten Schroth-Heilbad in Oberstaufen angeboten. Die Schrothkur dauert zwei bis drei Wochen und hat das Ziel, den Körper zu entgiften.

Die Entgiftung regt die Selbstheilungskräfte des Körpers an und zudem kann durch die Schrothkur enorm an Gewicht abgenommen werden. Eine Schrothkur ist jedoch nicht als Diät im üblichen Sinn zu verstehen und wird daher von vielen Medizinern und Ernährungswissenschaftlern abgelehnt. Neben der klassischen Schrothkur gibt es zwischenzeitlich auch moderne Varianten. Der Deutsche Schrothverband vertritt aber weiterhin die klassische Form, während der Internationale Schrothbund eher zu den modernen Varianten tendiert. Element der Schrothkur ist eine spezielle salz- und fettlose sowie eiweißarme Kost mit Reis-, Grieß- und Haferbrei. Zudem gibt es gekochtes Gemüse und gekochtes Obst sowie trockene Brötchen. Des weiteren gibt es Trink- und Trockentage, d.h. bei einer klassischen Schrothkur gibt es drei Trockentage, an denen weniger als ein halber Liter Flüssigkeit eingenommen wird.

Abwechselnd gibt es je zwei „kleine“ und zwei „große“ Trinktage. Eher den ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen die modernen Varianten, bei denen die Umstellung der Kurkost auf eine Mischkost entscheidend ist. Hierbei wird die Kalorienmenge von anfangs ca. 500 Kalorien über 1.000 auf ca. 1.500 Kalorien pro Tag gesteigert. Dies verhindert den sog. Jojo-Effekt nach einer Diät. Zudem wird die Flüssigkeitszufuhr während der Trockentage erhöht. Es gibt rund 20 Indikationen für die Schrothkur, die von Stoffwechselstörungen über Gicht bis zu Migräne und Allergien und sogar dem Burn-Out-Syndrom reichen.

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