Wir können schnell herausfinden, ob ein Mensch im Reinen ist, mit dem was er erlebt hat, oder nicht. Zum Beispiel über Muskelfeedback der Finger (was ich im wingwave-Coaching verwende), wenn sie Millisekunden lang mit Schwäche auf immer noch stressende Erlebnisse aus der Vergangenheit reagieren. Aber auch durch die Sprache, daher eine gute Möglichkeit dich und andere zu reflektieren.
Menschen sprechen zum einen so über ihre Vergangenheit und bestimmte Erlebnisse, dass du ihren Schmerz noch förmlich spüren kannst. Oder sie weisen die Vergangenheit weit von sich „das interessiert mich jetzt nicht mehr“. Und sind manchmal sehr bestimmt darin, alles verarbeitet zu haben. Auch dann kann man davon ausgehen, dass da noch so einige Themen im unterbewussten Hinterstübchen ihr Unwesen treiben.
Fakt ist:
- Deine Vergangenheit hat dich zu dem gemacht, was du heute bist, „im Guten wie im Bösen“. Du bist die Summe deiner Erlebnisse und dem was du daraus machst (bzw. machen kannst – Fälle schwerer Traumatisierungen, die zu psychischen Erkrankungen führen klammer ich hier aus).
- Sie stellt deine Wurzeln dar, die dich stärken oder schwächen können. Wichtig ist sich dessen bewusst zu werden, denn dann können gerade schwere Erfahrungen auch zu wirklich tiefer Persönlichkeitsentwicklung beitragen.
Wie ich auf das Thema komme?
Letzte Woche bin ich auf den Spuren meiner Ahnen gewandelt 😉 Mein Vater ist dabei, eine Biografie seines bewegten und inspirierenden Lebens verfassen zu lassen und so waren wir mit seiner Biografin an den Orten seiner Kindheit am Niederrhein. Die Geschichten zu hören und die Orte dazu zu sehen ist schon sehr bewegend. Und auf einmal sich selber und bestimmte eigene Charakterzüge und die der Eltern besser zu verstehen und gewissermaßen Frieden zu finden, ist berührend. Und erstaunlich noch dazu, da die Geschichte bald 80 Jahre in der Vergangenheit liegt und meine eigene Existenz damals noch Jahrzehnte in den Sternen stand.
Die Vergangenheit prägt
Und zwar über viele Generationen hinweg. Besonders deutlich wirkt sich auf dein Leben natürlich deine eigene Geschichte, die Geschichte der Eltern und vielleicht noch Großeltern aus, egal ob du sie persönlich kennengelernt hast. Charakterzüge, die du entwickelt hast, haben ihre Wurzeln nicht zuletzt in den Systemen und Erfahrungen deiner Vorfahren. Ich will hier jetzt nicht deterministisch erscheinen, denn natürlich liegt es dann an uns selber, wie wir mit der Vergangenheit umgehen und was wir aus diesen Wurzeln machen.
Was kannst du tun?
Meiner Erfahrung nach ist das Wichtigste, mit allem, was du erlebt hast ins Reine zu kommen, deinen inneren Frieden zu finden. Denn ganz vorneweg, ändern kannst du nichts mehr. Und eins der traurigsten Bilder sind für mich Menschen, die nach Jahrzehnten noch als Opfer durchs Leben gehen, wegen Dingen, die ihnen früher widerfahren sind und sich dessen nicht bewusst sind! Die es nicht geschafft haben, frei zu werden und nicht mal von ihrer „Gefangenschaft“ wissen. Ihre ganze Energie und Kraft sind gebunden und gerichtet auf die Erfahrungen von früher, ohne sie für sich zum Guten wenden zu können. Ein täglicher Kampf, an dem viele Menschen zerbrechen.
Was sich so einfach anhört kann ein langer (und schmerzhafter) Prozess sein. Denn oft sind eigene innere Anteile im Spiel, von deren Existenz wir anfangs nicht mal etwas wissen. Durch alte Verletzungen abgespalten müssen sie erst einmal wieder ins Bewusstsein geholt um dann integriert werden zu können.
Diese Bewusstseinsarbeit beginnt da, wo es unbequem ist
- Ein erster Schritt kann sein dich zu beobachten, wie du über deine Kindheit, Jugend und Herkunft sprichst. Und welche Erinnerungen du überhaupt hast. Interessant sind hierbei vor allem die Dinge, die du ablehnst und auch die, die du verherrlichst. Die böse Mutter, der heroische Vater.
- Ein zweiter Schritt kann der sein, Gefühle zuzulassen und sie bewusst wahrzunehmen und auszudrücken (dafür brauchst du nichtmal ein Gegenüber). Schon alleine dir innerlich die Erlaubnis zu geben, einen Menschen zu hassen (oder auch zu lieben und zu verehren), kann ungeheuer befreiend sein. Wenn du nicht im Hass hängen bleibst und diese Emotion „einfrierst“ und zu deinem Lebensmotto machst. Es ist ja nicht umsonst eine Gemütsbewegung, also sollte ein vorübergehender Zustand bleiben. Um dann zu schauen, was hinter diesen „ersten“ Gefühlen steckt, normalerweise kommen da noch ein paar weitere dahinter zum Vorschein.
- Und ein letzter Schritt ist der, innerlich zu verzeihen, dir selber und denen, die dich verletzt etc. haben. Eigentlich kann man erst dann davon sprechen, dass man sich von etwas „frei“ gemacht hat und im Frieden mit dem Erlebten ist. Nicht zu verwechseln damit, dass du das Erlebte jetzt als gut empfinden musst. Sondern, dass es keinen Trigger mehr für dich darstellt, quasi in deinem Gehirn als Erfahrung abgespeichert wird, die keine stressenden Emotionen mehr auslöst. Daher ist übrigens auch eine verherrlichende und überhöhende Sichtweise auf erlebte Erfahrungen problematisch. Si gehen nämlich oft damit einher, dich oder jemand anderes als weniger wertvoll anzusehen und selber zu erniedrigen. Und daher auch (wenn auch versteckter) stressauslösende Gefühle erzeugen.
Was dir die Aussöhnung mit deiner Vergangenheit bringt
Natürlich wird dich die Beschäftigung mit deiner Herkunft und deinen Wurzeln auf ganz viel Positives stoßen lassen. Dinge, auf die du stolz sein kannst, die dich nähren und deinen Selbstwert stärken. Gleichzeitig wird es schwierige und schmerzhafte Erlebnisse und Erfahrungen geben, die dir jetzt in deinem Alltag noch (bewusst oder unbewusst) Energie rauben. Und genau hier liegt der große Gewinn für dich. Wenn es dir gelingt Frieden zu schließen, hast du ein ganz großes Energiefeld für dich erschlossen. Alles, was du an Energie vorher darauf verwendet hast, Erinnerungen und Gefühle zu verdrängen oder auf Negatives und Trauriges (das du nicht mehr ändern kannst) zu lenken, kannst du jetzt in dich, deine Projekte, deine Familie und deine Umgebung fließen lassen.
Was Vorbilder mit deiner Berufung zu tun haben
Heute ein Artikel, zu dem mich Jörg Unkrig mit seiner Blogparade zum Thema „Vorbild“inspiriert hat.
Die Frage ist, was sind Vorbilder, brauchen wir welche oder hält uns das eher davon ab, ganz authentisch wir selbst zu sein? Und was haben sie mit deiner Berufung zu tun?
Es gibt ganz unterschiedliche Perspektiven zu diesem Thema. Was aber wahrscheinlich viele von uns vereint ist, dass wir alle mal Vorbilder, Helden, Idole – you name it – hatten oder immer noch haben. Als ich angefangen habe durchzuzählen bin ich auf mindestens 7 Personen und fiktive Charaktere gekommen, die mich von der Kindheit bis jetzt begleitet haben. Da sind ein paar lustige dabei Z.B. Pippi Langstrumpf und Old Shatterhand, aber auch so spirituelle Gestalten wie Eckhart Tolle und Powerfrauen wie Marie Forleo. Und noch einige weitere.
Was sind denn überhaupt Vorbilder?
So im Gängigen versteht man darunter Menschen, die durch ihre Taten, ihren Charakter, ihr Wirken andere nachhaltig inspirieren. Oft so sehr, dass sie anderen als Modell dienen, dass sie nachgeahmt und „modelliert“ werden. Es kann sein, dass es Menschen sind, die in ihrer Art und ihrem Tun unerreichbar erscheinen (Rockstars). Oder es können Bekannte aus dem Umfeld sein, die bewusst oder unbewusst als Rollenmodelle dienen, die man kopiert und denen man nacheifert.
Wichtig dabei ist für mich, das Wort „Bilder“. Es sind unsere eigenen inneren Bilder, die wir von anderen Menschen haben. Im Fachjargon nennt man das Introjekt. Es sind unsere Vorstellungen von diesem Menschen, unserem Vorbild, die wir auf ihn/sie projizieren. Es ist niemals die Person per se. Ein Vorbild hat viel mehr mit uns selber zu tun als mit dem Mensch, der uns als Vorbild dient.
Jeder kennt das Beispiel, Rockstar auf der Bühne, schwer depressiv und suizidgefährdet zu Hause, was dann traurigerweise meist erst nach dem Tod auffällt. Da kann man beliebige Persönlichkeiten einsetzen. Für Hunderttausende sind sie Inspiration und in ihrem Inneren wissen sie selber nicht wohin mit sich. Hier geht es jetzt aber gar nicht um die Analyse spezieller gesellschaftlicher Größen und Vorbilder, sondern um dich. Denn das, was du in deinen Vorbildern siehst, hat mit vorwiegend mit dir zu tun. Und das macht sie so spannend!
Brauchen wir Vorbilder oder sind sie kontraproduktiv?
Hier würde ich sagen, die Mischung macht es. Jeder hat Vorbilder in irgendeiner Art und Weise. Du kannst sogar negative Vorbilder haben. Jemand, dessen Art du absolut nicht ausstehen kannst, aber auf den du dich immer wieder beziehst. Z.B: „So wie x möchte ich niemals werden.“ Auch eine Art von Vorbild. Quasi ein Anti-Vorbild. Hierbei ist wichtig, das Ganze ins Positive zu drehen. Wie genau möchtest du stattdessen sein? Denn ich kann nicht genug wiederholen, das Gehirn (das Unterbewusstsein) verarbeitet Wörter wir nicht und kein *nicht*. Das versteht einfach nur: „So wie x möchte ich ... werden.“
Vorbilder sind existenziell um uns klar zu werden, was uns wichtig ist. Dafür müssen wir tiefer graben, anstatt an der Oberfläche zu bleiben. Was ist es, was uns wirklich so sehr reizt an einer Person? Meistens sind es Anteile, die wir selber noch nicht so ausgeprägt leben, die uns aber wahnsinnig inspirieren. Und die wir selber verdeckt in uns tragen, denn sonst hätten wir keine Wahrnehmung für sie.
Nehmen wir meinen Fall mit Pippi Langstrumpf. Ich war eher ein ruhiges und besonnenes Kind und dieser Freiheitswillen und Eigensinn von Pippi hat mich immer begeistert. Ich war also selber (aufgrund der Umstände meiner Kindheit) keine typische Pippi. Aber auf atypische Weise habe ich die Werte, die Pippi für mich symbolisiert hat, auch als Kind gelebt. Nach außen hin angepasst, war ich innerlich immer sehr klar und mir selber bewusst, was ich für gut und falsch halte. Es hat Jahrzehnte gedauert bevor ich alte Muster durchbrechen konnte und diese meine Werte jetzt auch im Außen deutlicher leben kann. Und das Lernen hört nie auf...
Vorbilder helfen dir, dich auszurichten und über dich selber hinauszuwachsen. Je größer, umso mehr kannst du erreichen. Sie sind richtungsweisend bezogen auf das, was dir selber wichtig ist.
Dadurch, dass sie bereits erreicht haben, was du erstrebst, können sie Mut machen, denn durch ihr Leben beweisen sie, was möglich ist.
Und wie bei allem kann es natürlich auch zu viel des Guten werden. Wenn du anfängst jemanden zu verherrlichen und dich selber dadurch in Frage stellst, dann ist niemandem geholfen. Immer wieder hilft es, zu schauen, welche Charakteristika denn an der anderen Person so begeistern. Und sich bewusst zu werden, dass du genau diese Charakteristika selber in dir trägst! Weil sie dir ansonsten gar nicht so sehr auffallen würden.
Was Vorbilder mit deiner Berufung zu tun haben
Wenn du deine Vorbilder genau unter die Lupe nimmst und dir aller Charakteristika bewusst wirst, die dich an ihnen begeistern, dann hast du schon einen relativ deutlichen roten Faden dessen, was Teil deiner Berufung sein könnte. Es mögen Sachen dabei sein, die dir momentan noch Angst einjagen (auf einer Bühne vor 10.000 Menschen stehen?!) oder unerreichbar erscheinen.
Vorbilder für deine Berufung:
Sie zeigen dir, was dir wichtig ist.
Welche Wesensmerkmale inspirieren dich, welche Tätigkeiten, welche Verhaltensweisen? Das alles sind auch Dinge, die Teil deiner Berufung sind. Es geht nicht so sehr um das, was im Vordergrund steht, sondern das, was dahinter liegt. Wieder das Beispiel des Rockstars: Das heißt nicht, dass du selber anfangen musst zu singen und aufzutreten. Vielleicht geht es eher darum, dass du gerne viele Menschen begeistern möchtest. Ihnen etwas mit auf ihren Weg geben willst. Vielleicht auch gerne im Rampenlicht stehen möchtest und Führung übernimmst anstatt in der zweiten Reihe Fäden zu ziehen. Wenn dich eher der Manager des Rockstars inspiriert, dann wäre die Führung aus der zweiten Reihe und das Fäden ziehen eher deins.
Sie geben Hinweise darauf, was du weiter entwickeln kannst.
Das, was dich an deinem Vorbild inspiriert, wirst du wahrscheinlich selber in der Größenordnung noch nicht erreicht haben. Hier zeigt sich dir, welche Anteile und Fähigkeiten du an dir selber weiterentwickeln kannst. Jemand, der bereits ein großes Business aufgebaut hat kann dich dazu inspirieren, deine eigenen wirtschaftlichen und marketingtechnischen Fähigkeiten weiter auszubauen. Strategien lernen, die dich weiterbringen, groß denken, negative Glaubenssätzen bearbeiten und ablegen. Oder dich beschäftigt nicht so sehr eine Person, sondern das Business, das sie aufgebaut hat. Vielleicht findest du hier das, was du auch machen möchtest. Arbeit mit Menschen, mit Tieren, Erfindungen, whatever.
Ein wichtiger Leitsatz in dem Zusammenhang für mich ist auch „Follow your fear“. Ich würde das übersetzten mit, folge dem, was dir momentan noch Ehrfurcht einjagt. Es geht nicht um Angst, sondern ein Gefühl von Respekt ob der Größe einer Vision beispielsweise.
Sie motivieren und ermutigen dich.
Alleine die Tatsache, dass andere Menschen da draußen ganz authentisch zu ihrer Sache stehen und sie durchziehen kann schon große Unterstützung sein. Vorbilder haben es ja meist an sich, dass sie ganz klar für etwas stehen und sehr „greifbar“ sind auf eine bestimmt Weise. Genau das kannst du dir zu Nutze machen und immer weiter an deiner Vision und Berufung feilen, dir immer klarer werden, wofür du wirklich stehst. Durch ihr Strahlen geben dir andere quasi die Erlaubnis selber auch zu strahlen. Mal etwas poetisch ausgedrückt...
Die Zusammenschau aus allen deinen Vorbildern gibt dir Hinweise auf dein ganz eigenes authentisches Sein.
Gerade wenn du viele verschiedene Vorbilder hast, dann ergibt sich daraus ein ganz eigenes Bild von dir selber. Alles Facetten von dir. Je mehr du diese einzelnen Facetten weiterentwickelst, umso authentischer und eigenständiger wird das Gesamtbild. Und irgendwann dann, wenn du – inspiriert durch andere – deine eigene Stimme gefunden hast, bist du ein großes Vorbild für andere Menschen!