Laut Studien leidet mittlerweile jeder fünfte Deutsche Mann im Alter von 30 bis 80 Jahren an Impotenz wobei sich nur etwa 20 Prozent aller Betroffenen zum Arzt trauen. Außerdem vergehen durchschnittlich bis zu zwei Jahren, bis ein Mann, den Mut hat, einen Facharzt aufzusuchen. In der Zwischenzeit wird auf den Sex verzichtet und die Beziehung vernachlässigt. Da kommen oft Ausreden wie „Ich glaube, ich werde krank“ oder „Ich werde mir den Film noch schnell fertig ansehen“ um jegliche Konfrontation zu vermeiden.
Erektionsprobleme mit viel Scham verbunden
Es fällt vielen schwer, über Erektionsprobleme zu reden. Dabei heißt es dann den eigenen Schweinehund überwinden, und den ersten Schritt des Besuchs zum Arzt hinter sich bringen. Trotzdem kommt dies sowie mit der Partnerin über Potenzprobleme zu sprechen für viele erst gar nicht in Frage. „Erektile Dysfunktion“ ist im Alltag eher als Impotenz bekannt und betrifft heutzutage einen großen Teil der männlichen Bevölkerung.
Für die meisten Männer ist es peinlich und sogar unvorstellbar einen Arzt aufzusuchen und die Probleme ehrlich auszusprechen. Denn wenn das „beste Stück“ nicht will, ist es klar, dass es einem unangenehm ist, so etwas mit einem Außenstehenden zu besprechen. Das meint auch der Ingenieur Günther Steinmetz: „Das ist verständlich, weil sich der Betroffene als Mann in Frage stellt oder sogar als Versager fühlt“.
Als Leiter der einzigen Selbsthilfegruppe für Männer mit Impotenz in ganz Deutschland, weiß er genau wovon er spricht. Ein besonderes Plus der Gruppe ist, dass Männer ganz anonym per E-Mail Rat suchen können. Es ist nicht oft, dass sich der ein oder andere Betroffene wirklich einen Besuch traut.
Selbsthilfegruppe zur Unterstützung und Aufklärung
Vor sieben Jahren wurde bei Günther Steinmetz Prostatakrebs diagnostiziert. „In dieser Situation gibt es wichtigere Dinge als Sex“, meint der Ingenieur. Denn zur Zeit der Diagnose, dachte er über seine Zukunft nach, und nicht ob er Potenzprobleme bekommen könnte. Tatsächlich kam für den Selbsthilfegruppensprecher die Erektile Dysfunktion mit der Operation an der Prostata. Die Nebenwirkung der Operation trat ein da die Nerven der Prostata entfernt wurden.
Diese sind ein wichtiger Bestandteil der Potenz und können zur Erektilen Dysfunktion führen, wenn sie irritiert oder verletzt sind. Als der Krebs erstmals besiegt war, entschloss sich Günther Steinmetz, eine Selbsthilfegruppe zu gründen: „Ich wollte zu einer Selbsthilfegruppe Kontakt aufnehmen, doch unter den 80 000 bundesweit fand ich keine einzige zum Thema Erektile Dysfunktion.“
Austausch mit Betroffenen
Auch wenn es vielen schwer fällt, ist der erste Schritt – darüber sprechen – der Wichtigste. „Der Austausch mit anderen Betroffenen kann viel bewirken. Denn mit wem kann ein Mann sonst darüber sprechen. Dieses Eingeständnis macht auch verletzlich. Und der Arzt hat heutzutage für lange Beratungsgespräche meistens keine Zeit“, meint Günther Steinmetz.
Zur Beratungssession gehören Dinge wie, welche Ursachen könnten die Auslöser der Krankheit sein? Sind es eher psychische oder physische Gründe? Oder vielleicht sich doch die Medikamente dran schuld. Denn mittlerweile weiß man, dass bestimmte Arzneimittel die Potenz verschlechtern können. So könnten zum Beispiel die alltäglichen Mittel wie Psychopharmaka oder Blutdrucksenker schuld an den Problemen im Genitalbereich sein. Doch wie sollte eine sorgfältige Diagnose eigentlich aussehen?
Laut Günther Steinmetz legen die Ärzte heutzutage nicht viel Wert darauf, den Patienten gründlich auf mögliche Ursachen zu testen: „Manche Ärzte verzichten ohne Begründung auf den Schwellkörpertest. Doch nur mit diesem Verfahren kann man Durchblutungsstörungen erkennen. Den erschlafften Penis zu untersuchen, bringt wenig. Er ist nämlich nur sehr schwach durchblutet und Durchblutungsstörungen fallen dadurch nicht auf.“
Bei diesem Test werden Substanzen, die die Gefäße im Schwellkörper erweitern, injiziert. Per Ultraschall wird dann kontrolliert, ob der Penis gute Voraussetzungen für eine Erektion hat, oder wichtige Faktoren wie eine gute Durchblutung fehlen. Außerdem zählen Anamnese, Bluttest und die generelle Untersuchung des Körpers zu einer ausführlichen Diagnose.
Liebe unabhängig vom Sex
Ein weiteres Problem, das mit der Impotenz kommt, ist die Angst der Männer, dass sie ihre Partnerin nicht mehr befriedigen können und die Beziehung daran scheitern könnte. Diese Sorgen sind jedoch meistens unbegründet, denn Frauen sind da ganz anderer Meinung. Liebe ist nicht vom Sex abhängig, sondern von der Zweisamkeit und viele sind in diesem Falle schon zufrieden, wenn sie viel Zeit mit dem Partner verbringen können.
So sieht das auch Günther Steinmetz: „Es ist falsch, die Beziehung nur von Potenz und Befriedigung abhängig zu machen.“ Überhaupt kommen viele Frauen gar nicht bei der Penetration selbst, also durch das Eindringen des Penis, zum Orgasmus, sondern vielmehr durch das Massieren und Stimulieren der äußeren Genitalien wie dem Kitzler.
Hier gilt es auf jeden Fall mit der Partnerin einfach offen über die Probleme zu sprechen und versuchen, andere Lösungen für ein befriedigendes Sexualleben zu finden. So etwas verbindet dann auch und macht die Beziehung wahrscheinlich noch stärker als zuvor. Die Selbsthilfegruppe von Günther Steinmetz kann unter gefunden werden.